Deutschland verzeichnet einen neuen Tiefstand bei Verkehrstoten und -Verletzten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ging die Zahl der 2021 bei Straßenverkehrsunfällen Getöteten um 5,8% und bei Verletzten gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % zurück. Die für Verkehrssicherheit zuständige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Swantje Michaelsen, begrüßt die Entwicklung und sieht dennoch weiteren Handlungsbedarf: „Die Entwicklung ist positiv und dennoch gilt es, an der Vision Zero festzuhalten. Jedes Menschenleben zählt.“
Tatsächlich hat sich die Anzahl der Verkehrsunfälle in Deutschland gegenüber 2020 sogar um 3,1%erhöht. Auch in Hannover ist das Ziel von null Verkehrstoten noch nicht erreicht. 2021 kamen 26 Menschen bei Verkehrsunfällen in der Region Hannover ums Leben (davon 17 innerhalb des Stadtgebiets). Gerade in der Vorwoche verstarb ein Radfahrer nach einem Zusammenstoß mit einer sich öffnenden Autotür, einem sogenannten Dooring-Unfall.
Michaelsen pocht daher auf eine zügige Umsetzung der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (StVG). Damit sollen die Kommunen mehr Spielraum bekommen, um über die Gestaltung ihrer öffentlichen Räume vor Ort zu entscheiden und den Fuß- und Radverkehr zu fördern und sicherer zu machen. Denn: ein Großteil der Unfälle mit Personenschaden ereignet sich innerhalb von Ortschaften (68% in 2021).
Die langfristige Entwicklung der im Straßenverkehr Getöteten, zeige zudem die positiven Auswirkungen von Gesetzesänderungen. Dazu zählen vor allem auch die Festsetzung von Höchst- und Richtgeschwindigkeiten. Die angestrebte Änderung der StVG würde es Kommunen erleichtern, Geschwindigkeiten innerorts nach Bedarf anzuordnen. In Hannover sei laut Michaelsen die unfallträchtige Marienstraße für Tempo 30 prädestiniert. Aktuell ist Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen aber nur dann möglich, wenn dort konkrete Gefahrenstellen nachgewiesen werden, zum Beispiel vor Kindergärten und Schulen. „Der Minister ist jetzt am Zuge einen entsprechenden Vorschlag vorzulegen – als Beitrag zur Verkehrssicherheit in den Kommunen“, so Michaelsen.
Hintergrund:
Das Statistische Bundesamt hat am 07.07. bekannt gegeben, dass die Gesamtzahl der Unfälle gegenüber 2020 um 3,1 % angestiegen sei. Zudem seien 2021 durchschnittlich sieben Getötete und 885 Verletzte pro Tag im Straßenverkehr zu verzeichnen gewesen. Hier geht es zur Pressemitteilung: Verkehrsunfälle 2021: Neuer Tiefststand bei Verkehrstoten und Verletzten - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Zum tödlichen Dooring-Unfall in Hannover siehe: Hannover: Radfahrer verstirbt nach Dooring-Unfall mit Autofahrer (haz.de)
Verkehrssicherheitsbericht 2021 der Polizeidirektion Hannover: Verkehrssicherheitsbericht 2021 | Polizeidirektion Hannover (polizei-nds.de)
Verkehrsunfallatlas zeigt Unfallhäufung auf der Marienstraße: Unfallatlas | Kartenanwendung (statistikportal.de)
Zuletzt hatte ein breites Bündnis aus Verkehrs-, Umwelt- und Verbraucherverbänden gefordert, die geplante Reform des Straßenverkehrsgesetzes unter den Maßnahmen des Klimaschutzsofortprogramms zu priorisieren und zügig umzusetzen. Hier geht’s zur entsprechenden Pressemitteilung des Verbändebündnisses auf der Seite des ADFC Deutschland.
Zur Vision Zero siehe: DGUV - Prävention - Vision Zero